Was macht diesen Lebensraum aus?
Unsere Projektfläche ist ein sogenannter Kalk-Trockenrasen. Dieser Biotoptyp zeichnet sich durch verschiedene Eigenschaften aus:
- Trockenheit und Wärme
Wie der Name schon verrät sind Trockenrasen nicht besonders feucht. Der geringe Jahresniederschlag, die Ausprägung des Bodens und die Ausrichtung des Hangs nach Süden macht unsere Projektfläche besonders trocken.
- Nährstoffarmut
Neben dem Boden, der einen hohen Skelettanteil (viele Steine) aufweist, ist auch die Nutzungsgeschichte entscheidend. Die Flächen wurden häufig jahrhunderte lang von Schafen, Ziegen und anderen Haustieren beweidet. Auch vor der Beeinflussung durch den Menschen wurden viele dieser Bereiche von wildlebenden Pflanzenfressern aufgesucht. Beweidung führt häufig dazu, dass Nährstoffe von der Fläche und somit aus dem Boden, abtransportiert werden.
- Artenreichtum
In Mitteleuropa zählen Trockenrasen zu den artenreichsten Lebensräumen! Neben Tieren und Pflanzen, deren Lebensansprüche an keine besonderen Standorte geknüpft sind, finden sich dort viele besonders spezialisierte Arten. Diese sind auf den trockenen, warmen und kalkreichen Lebensraum bestens angepasst. Viele Tiere und Pflanzen können überhaupt nur dort bestehen oder hätten an anderen Standorten, gegenüber dominanteren Arten, das Nachsehen.
Die extremen Standortbedingungen fördern so die Artenvielfalt, die von gefährdeten Heuschrecken über seltene Orchideen bis zu fast ausgestorbenen Schmetterlingen reicht!
Warum besteht Handlungsbedarf?
Die immense Artenvielfalt dieses Lebensraums droht zu verschwinden – Aber wieso?
- Fehlende Beweidung
Die Fläche wird nicht mehr in dem Ausmaß von Pflanzenfressern beweidet, wie es nötig wäre, um ihren Zustand stabil zu halten. Teil des Biotops wurden noch vor wenigen Jahrzehnten mit Ziegen beweidet, aber auch diese biodiversitätsfördernde Nutzung wurde aufgegeben. Auch das Ansammeln von abgestorbenen Pflanzenteilen auf der Erdoberfläche ist schlecht für den Zustand des Trockenrasens. Dadurch bildet sich eine Schicht, die den Boden beschattet.
Die Folgen sind eine Zunahme der Feuchtigkeit und eine Verringerung der Temperatur des Bodens. Gerade für die spezialisierten Pflanzen, die dort eigentlich gefördert werden sollen, stellt das ein Problem dar!
- Düngung
Während der Trockenrasen früher eher nährstoffärmer wurde, sieht es heute leider anders aus. Durch die Luft und die Umgebung wird der Boden mit Nährstoffen (v.a. Stickstoffverbindungen) angereichert. Dadurch haben Arten, die ohnehin noch sehr häufig vorkommen (z.B. Gräser oder Löwenzahn), einen Vorteil gegenüber den spezialisierten Pflanzen.
- Aufforstung
Wie auch auf vielen anderen Trockenrasen wurden auch hier Bäume gesetzt, um die Fläche wirtschaftlich zu nutzen. Leider ist dies sowohl für die Natur als auch die Bewirtschaftenden meist nicht von Vorteil: Die beschriebenen Eigenschaften der Fläche machen selbst Kiefern zu schaffen! Sie überleben zwar meist, wachsen aber sehr langsam und sind durchgehend einem Trockenheitsstress ausgesetzt.
- Invasive Neophyten
Invasive Neophyten sind Pflanzen, die aus anderen Erdteilen stammen und unserer Biodiversität zu schaffen machen. Während heimische Arten immer Gegenspieler haben, sieht es bei Neophyten leider anders aus. Unsere Tier- und Pilzarten sind nicht parallel durch Koevolution mit ihnen entstanden, weshalb sie diese zum Teil nicht fressen oder parasitieren können.
Auf unserer Trockenrasen-Projektfläche sieht es zum Glück noch gut aus, wir haben nur kleine Bestände von invasiven Neophyten. Neben der kanadischen Goldrute (Solidago canadensis) finden sich aber auch die Robinie (Robinia pseudoacacia) und das Einjährige Berufkraut (Erigon canadensis).
Viele seltene und gefährdete Arten sind durch die fortschreitende Degradierung bereits verschwunden!
Wie kann man diesen Lebensraum retten?
Verschiedene Maßnahmen können den Erhaltungszustand der Fläche erheblich verbessern:
- Beweidung und Mahd
Gefördert durch die Stiftung Blühendes Österreich, dem BMK (Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie) und der Europäischen Union werden Teile des Spatzenbergs ab Herbst 2023 wieder beweidet. Dafür stellt Lisa Flecher ihre seltenen und genügsamen Krainer Steinschafe zur Verfügung. Um sicherzustellen, dass die Maßnahme die gewünschten Ergebnisse erzielt, werden regelmäßig Erhebungen durchgeführt.
In Bereichen, in denen eine Beweidung aus verschiedenen Gründen derzeit noch nicht möglich ist, führen wir eine selektive Mahd mit der Motorsense mit anschließendem Abführen des Schnittguts durch.
- Gehölze reduzieren
Die zunehmende Vereinnahmung der Fläche durch Sträucher wie den Roten Hartriegel (Cornus sanguinea) oder den Liguster (Ligustrum vulgare) zerstören die Lebensgrundlage für die krautigen Pflanzen, auf die die spezialisierte Fauna angewiesen ist.
Seltene und für diesen Lebensraum typische Gehölze werden natürlich belassen. Darunter ist beispielsweise der Wacholder (Juniperus communis), die Elsbeere (Sorbus torminalis), die Filz-Steinmispel (Cotoneaster tomentosa), die Bibernell-Rose (Rosa spinosissima) oder auch der Wild-Apfel (Malus sylvestris).
Das Freilegen der Trockenrasenbereiche begünstigt auch die Standort-bedingungen – mehr Licht, mehr Wärme und mehr zusammenhängende, offene Bereiche!
- Anlegen von Strukturinseln
Einen Teil des anfallenden Holzes werden wir auf der Fläche belassen. Durch das Aufschichten der Wurzelstöcke und Äste schaffen wir wertvolle Rückzugs- und Niststätten für die Östliche Smaragdeidechse und andere Tiergruppen, wie beispielsweise Käfer oder Wildbienen.
- Freilegen von Lesesteinriegeln
Um eine bessere Bewirtschaftung zu gewährleisten wurden früher Steine aus landwirtschaftlichen Flächen gesammelt und am Rand deponiert. Mit der Zeit haben sich sogenannte Lesesteinriegel gebildet. Diese menschengemachten Zeugnisse der Landwirtschaftsgeschichte sind wertvolle Mikrohabitate für eine Fülle von Arten, die es besonders heiß und trocken mögen.
Leider sind die vorhandenen Lesesteinriegel momentan überwachsen – wir werden das ändern!
Davon profitiert beispielsweise die Rotflügelige Schnarrschrecke (Psophus stridulus), die dort aktuell kaum mehr vorkommt.